SZ | Das absolute Fotobild

Presseecho in der Süddeutschen Zeitung vom 6.11.2002, Lokalteil Ebersberg

Ruppert Schreiner

Wasserburg. Die Wasserburger Präsentation ist eine der formal radikalsten, die man bisher von Klaus von Gaffron erleben konnte. Schon seit seinem Studium wohnt seinen Tableaus oder Serien etwas Geheimnisvolles, Widersprüchliches inne. Aber noch war Gegenständliches enthalten, allerdings in einer Form, die sich zunehmend der direkten Deutung entzog, zum Teil durch Aussschnitte, zum Teil durch Verunklärung.
 
Jetzt ist der Gegensatz zu den "Piktoralisten" einerseits erreicht, den Fotografen, die mit der Kamera malen wollten, und zu den magischen Hyperrealisten andererseits, die wie Ansel Adams oder die Düsseldorfer Becherschüler die Objekte wirklicher erscheinen lassen als sie in der direkten Betrachtung wirken. Das Gegenteil ist so radikal formuliert, dass sogar auf die Form der Sequenz verzichtet werden kann, dass das einzelne Bild ausreicht.
 
 Die Fotoarbeiten nähern sich extrem dem Wortbegriff - Fotografie = mit Licht zeichnen/malen, nicht abmalen. Konsequent nennt Klaus von Gaffron seine Arbeiten Fotobilder, Bilder die das Licht gestaltete. Es entsteht durch originale fotografische und nicht durch computertechnische Manipulation eine neue Realität. Durch Bewegungsunschärfe beim Objekt oder bei der Kamera entsteht Dynamik, durch gezielte Verunschärfungen mit dem Objektiv gestaltet Licht reine Farbbilder wie wir sie seit der klassischen Moderne bei der Malerei nicht mehr gesehen haben. Eine Reihe von großformatigen Fotobildern mit dominantem Rot aus diesem Jahr gibt nicht mehr den geringsten Hinweis auf die zugrunde liegende "Realität". Der Betrachter empfindet auch hier Nähe ohne Wiedererkennen. Vermeintlich Vertrautes wird unsichtbar gemacht. Visuelle Irritationen sollen von einem zerstreuten Sehen zu einem bewußten Schauen führen.
 
"Das künstlerische Verdienst Klaus von Gaffrons besteht nicht zuletzt darin, seine "Foto-Bildwelten" verdichtet und in neue Zusammenhänge gestellt zu haben." Klaus von Gaffron wurde 1946 in Straubing geboren, wo er aufwuchs und das Humanistische Gymnasium besuchte. Nach Umwegen studierte er von 1973 bis 78 an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seit 1991 ist er Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) München und Oberbayern und seit 1999 auch Vorstandssprecher des BBK Landesverband Bayern. Dem AK 68 ist es gelungen, erneut einen bedeutenden zeitgenössischen Künstler einzuladen. Die Ausstellung dauert noch bis 17. November und ist Donnerstag bis Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet.